Seit Jahren führt eine emissionsintensive Motorradparade im Sommer durch Basler Wohnquartiere. Bis zu 1’500 schwere, laute Motorräder machen im Rahmen eines mehrtägigen Festivals einen Corso. Ich bestreite, dass diese Routenwahl Sinn macht, und habe einen Vorstoss eingereicht.
Meine Interpellation wird vom Regierungsrat schriftlich beantwortet werden. Nachfolgend meine Votum zur Begründung vom 10. September.
Gegen 1’000 oder gar 1’500 Töffs, die “just for fun” durch Basler Wohnquartiere fahren. Das ist die alljährliche Biker-Parade im Rahmen der Biker-Days, einem Festival, das die Gemeinde Münchenstein auf ihrem Grund und Boden bewilligt.
Letztes Jahr dauerte der Spuk rund dreiviertel Stunden, dieses Jahr dank der einigermassen konsequenten Umsetzung der Beschränkung auf offiziell 800 Fahrzeuge rund 20 Minuten.
Hat man das Pech, dass man entlang der bewilligten Route für diesen Corso wohnt, bedeutet das:
- Heulende Töff-Motoren im Leerlauf (an eine Unterhaltung in der Wohnung ist auch bei geschlossenen Fenstern nicht zu denken)
- Abgase in der Luft (die hängen erstaunlich lange fest)
- kein Durchkommen (weder wenn man von zu Hause weg müsste, noch wenn man nach Hause möchte)
Im Nachgang zur Durchführung in diesem Jahr am 9. August wurde ich mit so viel Entrüstung von Anwohner:innen und anderen Anwesenden konfrontiert, wie noch nie.
Was mögen die Gründe für die auffallend grosse Entrüstung sein?
- Wer mehrmals beobachtet, dass ein Töfffahrer Gas gibt, wenn eine Passantin oder ein Passant versucht, bei einer Corso-Lücke die Quartierstrasse zu überqueren, empfindet Angst, behält ein ungutes Gefühl einer Machtdemonstration zurück.
- Dass es während der ganzen Zeit nicht möglich war, sich mit anderen Betroffenen, die direkt neben einem stehen, zu unterhalten, weil viele Motoren im Leerlauf aufheulen, trägt wohl zusätzlich dazu dabei, dass sich die Menschen sehr stark gestört und beeinträchtigt fühlten.
- Am schönen Sommertag am Ende der Schulferien waren sehr viele Menschen draussen unterwegs, um im Rhein zu schwimmen. Viele von ihnen waren demnach zu Fuss im Badekleid unterwegs. Gerade Frauen sahen sich auch mit vulgärem Verhalten konfrontiert. Das wird heute – glücklicherweise – auch als Einzelfälle nicht mehr toleriert.
- Es leuchtet den Menschen nicht ein, wie eine solche Parade zu den Klima- und Umweltzielen des Kantons passt.
Etwas enttäuscht nehme ich zur Kenntnis, dass die Regierung länger Zeit braucht, um sich zu überlegen, ob die Routenwahl einer lauten, emissionsintensiven Töff-Parade durch städtische Wohnquartiere – ja sogar durch Begegnungszonen – jetzt wirklich der Weisheit letzter Schluss sei. Ich bin entsprechend gespannt auf die Antworten.
Und an dieser Stelle möchte ich unbedingt auch noch an jene Basler:innen erinnern, die vom Festival in Münchenstein gleich mehrere Tage lang tangiert sind. Sie konnten es in der Zeitung lesen: «Drei Tage lang habe ich den Eindruck, neben einer Rennpiste für Motorradfahrer zu wohnen», sagt ein Anwohner im Joggeli.
Ich vermute ja etwas, dass hier zusätzlich noch der Kantönligeist- Schimmel wiehert und sich weder Münchenstein noch Basel-Stadt so richtig zuständig fühlt, weil das Festival auf Baselbieter Boden stattfindet, die Festival-Besucher:innen aber nicht selten gut hörbar auf Baselstädtischen Strassen anreisen. Ich lade die Regierung herzlich dazu ein, hier in den Austausch zu gehen. Vielleicht hat ja auch Münchenstein eine gute Idee, wie sie die Basler:innen im Joggeli entlasten möchten und wo der Corso durchgeführt werden könnte… Durch die Grün 80?
Es ist rational auf alle Fälle nicht erklärbar, wieso die Wohnquartiere in der dicht bebauten Stadt der passende Ort für 1’000 Töffs auf Freizeitfahrt sein sollten.