Das Biker-Festival und die Töff-Parade mitten durch Wohnquartiere werden von der Regierung in der Beantwortung meiner Interpellation als „integrativ“ bezeichnet. Aus meiner Sicht sollte dies noch einmal überdacht werden.
Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Im Nachhinein war ich froh, dass meine Fragen zu Sinn oder eben eher Unsinn der Töff-Parade durch Basler Wohnquartiere schriftlich beantwortet wurden. Nachdem ich die Antworten gelesen hatte, musste ich nämlich eine Pause einlegen. Inzwischen habe ich mich wieder gefasst. Und Sie ahnen es: Ich bin sehr unzufrieden mit der Antwort.
Meine Damen und Herren. Im Ernst: Der Regierungsrat von Basel-Stadt findet
- dass eine Töff-Parade eine integrative Wirkung hat
- dass es einer “Balance” entspreche, Anwohnende im Joggeli drei Tage lang den aufheulenden Motoren auszusetzen
- dass es Aufgabe von Basel sei, mithilfe eines Motorrad-Corsos mitten durch die Wohnquartiere den Teilnehmenden zu zeigen, wie schön Basel sei
- dass der Corso aufgrund seines “gesellschaftlichen und touristischen” Werts toll sei, obwohl er den Klimazielen und der Nachhaltigkeitsstrategie des Kantons widerspreche.
Sie merken es auch…
Was soll man da noch von Legislaturzielen und Strategiepapieren der Regierung halten?
Noch kurz zu einzelnen Antworten:
Bei Frage 2 wurde die Frage zur Einhaltung der Verkehrsregeln nicht beantwortet. Im Strassenverkehrsgesetz steht im Artikel 42, Absatz 1: “Der Fahrzeugführer hat jede vermeidbare Belästigung von Strassenbenützern und Anwohnern, namentlich durch Lärm, Staub, Rauch und Geruch, zu unterlassen …” Auskuppeln und den Motor aufheulen lassen, ist ein Gesetzesverstoss.
Aus dem Kreis der Anwohner:innen habe ich unaufgefordert folgende Aufnahme zugeschickt erhalten:
Einspielen der Tonspur einer Aufnahme des Corsos
So tönt dieser Töff-Corso.
Richtig schlimm ist ein solcher Pegel natürlich für Anwohnende beim Festivalgelände, wo dieser “Spass” drei Tage lang praktiziert wird.
Dies integrativ zu nennen, finde ich unpassend!
Und auch zum Einhalten des Tempolimits ist zu sagen: Es ist einfach nicht nur unlustig, sondern auch gefährlich, wenn diese schweren Maschinen zu schnell an Kindern, die im Brunnen baden, vorbeifahren … und ebenso wenn sie beschleunigen, wenn jemand versucht, eine Quartierstrasse zu überqueren. Kein Wort davon in der Beantwortung der Interpellation!
Aufgrund der Redezeitbeschränkung picke ich nur ein weiteres Beispiel heraus:
In der Antwort zu Frage 5 steht, dass es sich nicht vermeiden lasse, dass der Corso durch Wohnquartiere fahre, “insbesondere wenn alternative Zufahrtsstrassen aufgrund von Baustellen nicht befahrbar sind.” Ich muss sagen, ich bin einfach nicht bereit, eine solche Aussagen zu akzeptieren. Die Realität ist diese:
Letztes Jahr – 2024 – wurde die Baustelle in der St. Alban-Vorstadt und der ganze Bauplatz dazu, der den Mühlenberg belegte und für alle Anwohnenden während vieler Monate unbefahrbar machte – diese sehr, sehr aufwändige Baustelle – die wurde geräumt, DAMIT der Töff-Corso durchfahren kann. Von wegen “leider sind alternative Routen wegen Baustelle nicht befahrbar”. Das ist dann halt einfach eine Ausrede.
Ich will dieses Festival nicht verbieten, ich will den Töff-Fahrer:innen ihr Hobby nicht verbieten – ich will einzig, dass dies an einem dafür geeigneten Ort stattfindet und dass die Regierung sich eingesteht, dass es rational wirklich nicht erklärbar ist, dass diese Routenwahl für 1000 Töffs mitten durch Wohnquartiere unserer dicht besiedelten Stadt irgendeinen Sinn machen soll.
Ich bitte die Regierung wirklich, hier noch einmal in sich zu gehen und wie schon bei der Begründung gefordert mit der Gemeinde Münchenstein zusammen über die Bücher zu gehen.
Sehr, sehr gute, beherrdchte und doch pointierte Stellungnahme. Herzlichen Dank. (Ich wohne in der Breite, am Töff-„Corso“.)