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Zwängerei auf Kosten des Verkaufspersonals

Die Basler_innen haben schon mehrfach klar gemacht, dass sie keine längeren Ladenöffnungszeiten wollen: Zuletzt sagten 2013 rund 60% der Stimmenden Nein. Trotzdem versuchte die politische Rechte erneut, auf parlamentarischem Weg eine Verlängerung zu erzwängen. Angeblich im Interesse einer Innenstadt-Belebung und einer Umsatz-Steigerung im Detailhandel. Diese Argumente gehen aber nicht auf.

Die Erfahrung ist längst gemacht, dass sich so der Umsatz höchstens sehr minim erhöht. Im Prinzip verteilt sich der gleiche Umsatz einfach auf mehr Stunden. Auch die Innenstadt-Geschäfte wissen das genau: Kaum ein Laden ist unter der Woche bis 20 Uhr (wie es erlaubt wäre) offen, es macht schlicht keinen Sinn. Die nun erzwungen zwei zusätzlichen Stunden an Samstagen könnten grosse Ladenketten mit viel Personal organisatorisch wohl stemmen – kleinere Läden mit wenig Personal könnten nicht mitziehen, gerieten noch mehr unter Druck und müssten gar schliessen. So wird die Innenstadt nicht lebendiger – im Gegenteil: Es sind genau die kleinen, lokalen Läden, die die Lebendigkeit ausmachen.

Ganz ausser Acht lassen zudem die befürwortenden Parteien die Interessen des Verkaufspersonals: Wer wie ich eine Berufslehre im Detailhandel gemacht hat, weiss, dass es bereits schwierig ist, die Arbeitszeiten in dieser Branche mit der Pflege eines sozialen Umfelds oder sogar mit einem Familienalltag zu vereinbaren. Die Angestellten sind nicht selten berufstätige Mütter. Zwei weitere Stunden am Samstag Abend sind eine empfindliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen im Verkauf. Dies notabene für einen Berufsstand, der bereits alles andere als auf Rosen gebettet ist und kaum Schutz geniesst: Die Löhne sind tief, die Arbeitszeiten anspruchsvoll und es gibt nicht einmal einen allgemeingültigen GAV für die Branche. Die unia brauchte gerade Mal 5 Tage, um die nötigen Unterschriften zu sammeln. Kein Wunder! Ein weiteres klares Nein gehört ins Abstimmungscouvert.

Mein Text aus der Abstimmungszeitung der SP