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Wir vergessen nicht, wir schweigen nicht

Meine Rede an der Gedenkfeier zum Sivas-Massaker.

Herzlichen Dank für die Einladung, liebe Alevit_innen.
Danke, dass wir auch dieses Jahr diesen Moment mit Euch teilen dürfen.

Diesen Sommer blicke ich besonders irritiert auf die Welt. Ich möchte hier stehen und überzeugt sagen: So etwas wie in Sivas wird nicht mehr passieren. Und: Ihr seid hier sicher.

Insbesondere der erste Teil ist eine Lüge. Weil in der Welt statt weniger wieder immer mehr grausame Dinge passieren. Weil wir grausame Verbrechen und Kriege sehen – jeden Tag. Weil wir in Europa auch über den verachtenswerten Wolfsgruss an der Fussball-EM hinaus eine Stimmung erleben, die Ausgrenzung fördert, die der Nährboden für Rassismus und Antisemitismus ist, die Minderheiten ausschliesst – und die zu einer gefährlichen politischen Machtverschiebung führt.

Niemand versteht besser als Ihr, wie bedrohlich und gefährlich diese Entwicklungen sind. Wir gedenken heute einer Tat des blinden Hasses und der nackten Grausamkeit. Angesichts der Entwicklungen in der Welt ist es umso wichtiger, heute hier zu stehen und auch laut zu sagen: Wir vergessen nicht, wir schweigen nicht – und wir erinnern immer wieder daran: Es darf nicht mehr geschehen!

Neben all dem Weltschmerz und all den schwierigen politischen Entwicklungen stehe ich aber auch hier mit Hoffnung. Wir wollen daran glauben und dafür kämpfen, dass wir mit Überzeugung sagen können: Ihr seid hier sicher.
Basel-Stadt anerkennt und schätzt die alevitische Gemeinschaft.
Ihr seid selbstverständlicher Teil von uns, und wir sind froh, dass Ihr da seid.

Ich hoffe und wünsche mir, dass dieser Geist in Basel stark bleibt und immer noch stärker wird.

Nach der Regierungswahl im Frühling hat Basel-Stadt im November bei der Abstimmung zum Einwohner:innenstimmrecht die nächste Gelegenheit zu beweisen, dass Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit hier keinen Platz haben und ins Leere gehen. 

Diese politischen Dinge stehen aber natürlich heute und hier nicht im Vordergrund. Ich bin mit Euch traurig und wütend, weil es dieses Massaker gegeben hat. Lasst uns daraus aber auch Kraft schöpfen, für eine friedvollere Welt einzustehen. Gemeinsam.

Danke.