Visualisierung des geplanten Solakraftwerks in Grengiols VS
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Solarstrom jetzt statt weitere lange Jahre toxischer Abhängigkeit

Die Pläne für grosse Solarkraftwerke werden konkreter – und wir brauchen sie dringend. Auch unsere Energieversorgerin IWB investiert. Aus meiner Sicht ist das absolut das Richtige. Es wäre fahrlässig, täte sie dies nicht. Trotzdem ertönt das Lamento, dass Basel-Stadt zu langsam vorwärts mache mit der eigenen Solaroffensive und besser da Schub geben würde. Ich halte diese Kritik für falsch, weil es Äpfel und Birnen sind – beides wichtig und gut, aber nicht dasselbe.

Raus aus der Abhängigkeit

Das vergangene Jahr zeigte schmerzlich auf, wie langsam wir bisher mit der Energiewende vorangekommen sind. Der Krieg von Russland gegen die Ukraine verursacht unfassbares Leid vor Ort. Gleichzeitig macht er uns hier in Zentraleuropa bewusst, wie gross unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern noch ist und wie langsam bei uns der Zubau der erneuerbaren Alternativen voranschreitet – immer und immer wieder ausgebremst von der bürgerlichen Öl- und Atom-Lobby im Bundeshaus. Es ist dringend nötig, dass wir schweizweit entschlossener und konsequenter Fortschritte in der Energiewende machen. Nur so befreien wir uns auch aus der Abhängigkeit von den korrupten und autoritären Regimes, von denen wir die fossilen Energieträger beziehen.

Solarstrom auf Hausdächern

Seit vielen Jahren wird die Installation von Photovoltaik (PV)-Anlagen zwar gefördert – aber der Zubau geht deutlich zu langsam voran. In Basel-Stadt gibt es zumindest bereits seit 2017 die Solarstrom-Pflicht für Neubauten. Damit allein dauert es aber 50 bis 100 Jahre, bis auf genügend Dächern Strom produziert wird. Deshalb hat in Basel-Stadt der Grosse Rat den Regierungsrat damit beauftragt, die Solarpflicht auf alle geeigneten Bestandsbauten auszuweiten. Solche Gesetzesänderungen brauchen aber ebenfalls Zeit, zudem ist eine Übergangsfrist von 15 Jahren vorgeschlagen.

Bürgerliche Energiewende-Verhinderung

Selbstverständlich gehören alle Infrastrukturflächen wie Lärmschutzwände, alle Dächer von grossen industriellen Bauten, ARAs, Parkhäuser, Perrondächer etc. mit Photovoltaik (und/oder Begrünung) ausgerüstet. Das wird kommen. Aber es geht zu langsam wegen der komplizierten Zuständigkeiten und mangels Entschlossenheit des Bundesparlaments. Daran zeigt sich exemplarisch die bürgerliche Energiewende-Verhinderungspolitik. Die Atom- und die fossile Lobby haben in den letzten Jahrzehnten gebremst, wo es nur ging.

Schnelle, grosse Projekte sind jetzt der richtige Weg

Dieses langsame Tempo ist einer der Gründe – aber nicht der einzige – warum wir dringend die alpinen Grossprojekte brauchen. Sie sind viel schneller realisierbar. Sei es schwimmend auf Stauseen oder in Bergtälern, wo es die Bedingungen zulassen und unbedingt mit der nötigen Sorgfalt gegenüber der Natur. Der bauliche Eingriff ist vergleichbar mit jenem für eine Lawinenverbauung und reversibel. Wir haben viele Täler, die kaum einsehbar sind und trotzdem ideal gelegen für effiziente Solarstrom-Produktion. Ideal auch deshalb, weil sie genau zu jener Zeit Strom liefern werden, wo er “bei uns unten” – unter der winterlichen Hochnebeldecke und bei suboptimaler Sonneneinstrahlung – fehlt. Das ist der zweite wichtige Grund: Die alpinen Solarkraftwerke können den Winterstrom liefern, den wir brauchen. Und insgesamt soll so ein Vielfaches der heutigen Solarstromproduktion erreicht werden. Dank der vom Bund angesetzten, zeitlich begrenzten Förderung in nützlicher Frist. Diesen Solar-Schnellzug dürfen wir nicht verpassen. Und es ist wichtig und richtig, dass der Kanton Basel-Stadt mit der IWB nicht nur mit an Bord ist, sondern als Klima-Loggi selbst für ordentlich Tempo sorgt.

Äpfel und Birnen ergänzen sich

Wir tun also gut daran, nicht aufgrund unserer Enttäuschung darüber, dass der Ausbau der PV-Anlagen auf Hausdächern (Äpfel) zu langsam vorangeht, die dringend nötige alpine Solarstromproduktion (Birnen) abzulehnen. Wir brauchen beide. Sonst bleiben wir in den Fängen der toxischen Abhängigkeit von nicht nachhaltigen Energiequellen – fossilen Brennstoffen und Atomkraft – und schaffen die Energiewende viel zu spät.

Quellenangabe zum Bild: grengiols-solar.ch
Dieser Text erschien als Gastartikel auf bajour – als Replik auf ihre eigenen Analyse.