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Realitätsverlust

Spannend: Wegen einer verlorenen Abstimmung wird die Basler Verkehrspolitik ganz grundsätzlich hinterfragt.

Das BVD wehrt sich dagegen. Man nähme den Volkswillen nicht Ernst, poltert es da sogleich (Christophe Haller in der BaZ vom 23.5.). „Das ist wahnsinnig anstrengend“, findet Patricia von Falkenstein dazu (in der bz vom 23.5.). Ich finde es auch anstrengend! Ich finde es anstrengend, dass die rechtsbürgerlichen Kräfte in Basel einfach nicht einsehen wollen, dass die Reduktion des motorisierten Verkehrs in Basel-Stadt eben genauso dem Volkswillen entspricht wie das Nein zum Veloring. Mit dem Unterschied, dass das Reduktionsziel im Gesetz steht! Mit einer seiner beiden hängigen Initiativen will der Gewerbeverband diesen Entscheid rückgängig machen. Und das ist dann keine Missachtung des Volkswillens, oder wie!?

Die Berichterstattung zeigt zudem, dass es immer noch als selbstverständlich gilt, dass Autos so viel öffentlichen Raum beanspruchen. Es brauche auch Platz für Autos und Parkplätze, lässt sich SVP-Präsident Sebastian Frehner zitieren (bz vom 23.5.). „Auch“! Autos beanspruchen so viel mehr Platz als ÖV und Velo! Wieso vergessen wir das? Es ist doch offensichtlich. Kilometer um Kilometer säumen die Blechkisten die Strassenränder der Stadt. Wie kann sich der Gewerbeverband da allen Ernstes beklagen, dass „gewisse Verkehrsteilnehmer priorisiert“ würden und damit die Velos und den ÖV meinen? Das dünkt mich in etwa dasselbe, wie wenn sich die Männer heute beklagen würden, dass „immer die Frauen bevorzugt“ würden. Zum Erreichen der Entlastungs-Ziele braucht es jetzt zwingend eine Priorisierung der saubereren Verkehrsmittel! Es war lange genug anders, Milliarde um Milliarde wurde verplant und verbaut – zum Herstellen des „Miteinanders“ braucht es nun eine Priorisierung jener, die lange genug zu kurz kamen. Die letzten (gefühlten) 100 Jahre, in denen es umgekehrt war, haben die einen aber offenbar ganz schnell vergessen.