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Ich bin gern ein Gutmensch

Warum sollten ausgerechnet „Gutmenschen“ besonders gefährlich sein? Eine Entgegnung auf eine abstruse Unterstellung.

In einem Wochenkommentar schrieb der damalige bz-Chefredaktor Matthias Zehnder, dass es Gutmenschen brauche – z.B. um der Anti-Flüchtlingsstimmung entgegenzutreten.
Der Röschenzer Pfarrer Franz Sabo wusste daraufhin nichts besseres, als in einem Leserbrief zu entgegnen, dass die Gutmenschen gefährlich seien, da anfällig für Fanatismus. Das darf nicht unbeantwortet bleiben.

Dass „Gutmensch“ in rechten Kreisen als Schimpfwort benutzt wird, daran habe ich mich gewöhnt. Dass der Ausdruck nun aber von Franz Sabo zur Benennung von etwas Gefährlichem verwendet wird, ist dann doch zu viel! Ganz offensichtlich hat sich Herr Sabo die „Gutmensch“-Definition der politischen Rechten einverleibt und von Matthias Zehnders Wochenkommentar überhaupt nichts verstanden. Sonst könnte er unmöglich zum Schluss kommen, dass ausgerechnet all jene so gefährlich seien, die sich – meinetwegen auch mit etwas Naivität – für Gutes, für die Würde der Menschen und eine bessere (weil gerechtere) Welt engagieren. Dieser Einsatz allein bedeutet noch lange nicht, dass jemand nicht differenzieren will und kann.

Die Auslegung des Begriffs, wie sie Matthias Zehnder in seinem Wochenkommentar vornimmt, zeigt wertvollerweise auf, was wir der humanistischen Tradition eigentlich zu verdanken haben. Der Text erinnert uns daran, was wir als Menschen eigentlich können (und meiner Meinung nach zumindest sollen, wenn nicht gar müssen): Uns gegen menschenverachtende Auswüchse wie die Anti-Flüchtlingsstimmung wehren, uns dafür einsetzen, dass die Welt besser und gerechter wird.

Ich bin gerne ein Gutmensch. Und ich bin weder fanatisch noch gefährlich!