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Die Tagesstrukturen in Basel

Was können und was sollen Tagesstrukturen? Nimmt sich Basel-Stadt da wirklich zu viel vor. Ich meine: Nein! Und bin dankbar für das bestehende Angebot.

Die Basler TagesWoche kritisiert in einem Beitrag, das Konzept der sogenannten Tagesstrukturen sei zu ambitiös und zu wenig flexibel.

Dazu ein paar Anmerkungen:

  • Was ist das für ein Artikel, der aus relativen (!) Unzufriedenheit einer Einzelperson einen allgemeinen Missstand konstruiert? Die betroffene Mutter sagt sogar selber, es sei ein Luxusproblem, da sie einen Nachmittag allein mit dem Geschwisterkind verbringt.
  • Primär besuchen Kinder die Tagesstrukturen, deren Eltern berufstätig sind. Je nach Pensum verbringen sie einen Grossteil ihrer Freizeit nach der Schule dort. Ist es ihnen da nicht zu gönnen, dass sie sogar noch etwas erleben dürfen? Ist es nicht toll, dass sich die BetreuerInnen sogar noch die Mühe machen, etwas zu unternehmen mit den Kindern? Dass dies nicht geht, wenn alle Kinder zu total unterschiedlichen Zeiten abgeholt werden, leuchtet ein.
  • Dass ein Kind drei Trainings pro Woche und zusätzlich noch Musikstunden besucht, ist ein strenges Programm. Angesichts dessen ist der Wunsch, es möchte dann deshalb in der Tagesstruktur lieber nur ausruhen, ziemlich egoistisch.
  • Dass mindestens vier Module pro Woche belegt werden müssen, leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass es für die Kinder auch einfacher (und lustiger!) ist, wenn sie ihre „Gspändli“ besser kennen. Dass dies umso schwieriger ist, je weniger Zeit sie in gleicher Konstellation verbringen, ist einfach nachzuvollziehen.
  • Man stelle sich vor, dieses Betreuungskonzept hätte keinerlei „pädagogischen Anspruch“. Was für ein Aufschrei ginge da durch Basel! „Die Verwahrlosung dieser „Staatskinder“ ist vorprogrammiert!“ etc. Dass dieser Anspruch im Artikel nun zum Strebertum geschrieben wird, ist unfair. Meine Erfahrung zeigt, dass dieser Anspruch auch nicht etwa darin besteht, die Kinder zu überfordern – aber sie bekommen Ansporn und haben die Möglichkeit, etwas zu erleben. Das ist wunderbar und lobenswert! (Sollte eine Überforderung bestehen, würde ich als Elternteil eher das restliche Freizeitprogramm (siehe oben) überdenken und vielleicht mal eines der Trainings streichen.)
  • Hat der Journalist überhaupt nachgefragt, was mit dem „pädagogischen Anspruch“ gemeint ist? Sicher keine Hochbegabtenförderung und kein „Dauernd-die-Grenzen-der-Überforderung-Suchen“, das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Aber die Tagesstruktur will mehr sein als ein Hütedienst. Und dafür bin ich persönlich dankbar.
  • Wie gut haben wir es in Basel. Schon im Nachbarkanton BL können Eltern nur davon träumen, ein ähnliches Angebot für die familienergänzende Betreuung vorzufinden. Es kann doch nicht sein, dass nun daran rumzumäkeln, weil dem Kind da zu viel geboten wird!