Ein Unternehmen verkündet im Verbandsblättli, dass es vor die Stadtgrenze zieht. Dass die Verantwortlichen zu wenige Parkplätze dafür als Grund angegeben, scheint ein gefundenes Fressen zu sein für eine Zeitung, die sich eigentlich journalistischen Grundsätzen verschrieben hätte. Hätte.
Meine Reaktionen auf mehrer Artikel in der BaZ, in denen behauptet wurde, dass mehrere Gewerbetreibende Basel verlassen, weil sie unzufrieden seien mit der Verkehrs- und Parkplatzpolitik. Erschienen als „Einspruch“ in der BaZ vom 15. Oktober.
Wer die Geschichte, dass ein Unternehmen mit 600 Mitarbeitenden und gut 120 Dienstfahrzeugen nur 25 Parkplätze bewilligt bekommen habe, in seine Zeitung schreiben will, sollte zumindest noch die Parkplatzverordnung durchgelesen haben vorher – und dabei wären erhebliche Zweifel an der Geschichte aufgetaucht. Allerdings wäre dann die ganze Geschichte schon vor dem Abdruck in sich zusammengefallen. Blöd.
Also einfach mal ungefiltert die Erzählung wiedergeben, in Basel sei «gesetzlich nur der Bau von 25 Parkplätzen zugelassen» und das BVD «bewilligte dem Unternehmen aber bloss 25 Parkplätze». Wer braucht schon Fakten?
Durch einen Briefwechsel kommt von beiden Seiten übereinstimmend zutage, dass es nie ein Gesuch für mehr Parkplätze gegeben hat. Also kann von «bewilligen» schon mal nicht die Rede sein. Und das Durchlesen der Parkverordnung legt nahe, dass auch die Behauptung, dass gesetzlich nur 25 zulässig gewesen wären, kaum stimmen kann.
Zudem wird klar, dass in dieser Geschichte eine Durcheinander mit Parkplätzen für Mitarbeitende und solchen für Dienstfahrzeuge gemacht wird.
Damit leider immer noch nicht genug. Auch jetzt schafft es der Journalist nicht, zuzugeben, dass seine Geschichte falsch war. Er löst es «elegant», indem er interpretiert, im «Parkplatz-Streit» stehe es 1:1 unentschieden. Das ist unanständig. Es steht nicht unentschieden, es steht 0:1 – zwischen Qualitätsjournalismus und Zeitungsente. Es ist peinlich.
Artikel „Traditionsunternehmen verlässt Basel“
Artikel „Wessels interveniert im Parkplatz-Streit“